All About Clubhouse

Paul Davison und Rohan Seth – die Gründer hinter Clubhouse 

Bild von Benjamin Prüfer Benjamin Prüfer 4. Februar 2021 11 Minuten Lesedauer
Zwei Männer von oben fotografiert. Sie sitzen sich an einem Tisch gegenüber und arbeiten an ihren Laptops.

Die Nutzerzahlen der Clubhouse-App explodieren in Deutschland regelrecht. Während immer mehr Anwender die App kennen, ist über das Unternehmen hinter Clubhouse und seine Gründer noch wenig bekannt. Wir bringen Licht ins Dunkel.  

Paul Davison und Rohan Seth, die beiden Gründer der App Clubhouse, sind gerade die beiden Stars des Silicon Valleys. Ihr Unternehmen Alpha Exploration hat noch keine Website, gilt aber bei Wagniskapitalgebern als das heißeste Investment in ein Social-Media-Startup seit Snapchat. “Forget TikTok. Clubhouse Is Social Media’s Next Star”, schreibt der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg. Was wenige wissen: Hinter Davison und Seth liegt eine lange Folge von Misserfolgen und ein schwerer Schicksalsschlag, die sie zu diesem Erfolg führten.  

Davison und Seth haben überraschende Gemeinsamkeiten

Ihre Lebensläufe sind sich überraschend ähnlich: So studierten beide gleichzeitig in an der renommierten kalifornischen Universität Stanford. Seth, der in Indien geboren wurde, lernte Computerwissenschaften und Davison Wirtschaftsingenieurwesen. Davison machte 2002 seinen Abschluss und Seth 2006.

Das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit: Nach der Uni arbeiteten beide bei Google in der San Francisco Bay Area – zeitweise sogar gleichzeitig. Während Davison vier Monate als Praktikant im Bereich Business Operations tätig war, verbrachte Seth mehr als fünf Jahre bei dem Tech-Konzern. Unter anderen trug er dazu bei, die Standortbestimmung von Android und Google Maps intelligenter und nützlicher zu machen.  

Beiden verbindet auch, dass sie recht erfolglos eine ganze Reihe von Social-Media-Apps veröffentlichten. So entwickelte Davison als Entrepreneur in Residence beim Wagniskapital Benchmark Capital die Idee für Highlight, eine App, welche Nutzer informierte, wenn sich ein Freund oder Mensch mit ähnlichen Interessen in der Nähe befand. Er schuf mit einem Mitgründer ein Start-up, um Highlight weiterzuentwickeln.  

Eine Menge Flops - was die Gründer vor Clubhouse machten

Die App bekam viel Aufmerksamkeit auf der SXSW-Konferenz 2012, geriet danach aber schnell in Vergessenheit. Davison entwickelten mit seinem Mitgründer noch eine ganze Reihe weitere Apps – die alle floppten. Schließlich kaufte Pinterest 2016 das Unternehmen, übernahm Davison und seine Angestellten, doch stellte die Apps ein.  

Ähnlich erging es Seth. Er verließ Google 2012 und gründete mit einem Partner das Unternehmen Memry Labs. Sie veröffentlichten sechs Apps in drei Jahren. Keine davon war bei den Nutzern erfolgreich. Das Unternehmen wurde schließlich von der Immobilienplattform Opendoor gekauft, um die Mitarbeiter übernehmen zu können. Dort arbeitete Seth bis Ende 2019 – während die von ihm entwickelten Apps in Vergessenheit gerieten.

Ein Schicksalsschlag brachte Davison und Seth zur Zusammenarbeit

Da ihre Lebensläufe so ähnlich sind, überrascht es, dass sie sich erst 2011 durch einen gemeinsamen Freund kennenlernten. Ein schwerer Schicksalssschlag brachte die beiden Jahre später dazu, zum ersten Mal zusammenzuarbeiten – doch es hatte nichts mit Social Media zu tun.   

Als Seths Tochter Lydia Niru Seth Anfang 2019 geboren wurde, stellte sich heraus, dass sie eine extrem seltene Erbkrankheit hat. Ohne eine Behandlung wird sich Lydia daher nie über den geistigen Zustand eines Neugeborenen hinaus entwickeln können. Körperlich wird sie nie krabbeln, laufen oder sprechen können.   

Der einzige Weg, um Lydia zu helfen, wäre ein Behandlung mit sogenannten Antisense-Oligonukleotide (ASO), welche die schädigende Wirkung der Mutation abstellen könnten. Da ihre Krankheit extrem selten ist, müsste diese Therapie aber individuell für sie entwickelt werden. Seth gründete daher Lydian Accelerator, ein Non-Profit-Unternehmen mit dem Ziel, maßgeschneiderte genetische Behandlungen für Lydia und andere zu beschleunigen. Bei der Suche nach Geldgebern wandte er sich an Davison, der bei Venture-Kapitalgebern bestens vernetzt ist.  

Aus dieser Zusammenarbeit entstand mehr. "Wider besseres Wissen und mit der Unterstützung zweier sehr geduldiger Ehepartner haben wir uns entschieden, Social Apps einen letzten Versuch zu geben", schrieben Davison und Seth in einem Blogbeitrag.  

Ein starkes Trio: Alpha Exploration, Horowitz & Clubhouse

Zunächst brachten beide eine App namens Talkshow auf den Markt, die Podcasting einfacher machen sollte – und sie scheiterten abermals. Talkshow war einfach zu komplex, doch gab die Arbeit daran Seth und Davison wichtige Einblicke in die Bedürfnisse der Nutzer. Die beiden entfernten viele Funktionen und konzentrierten sich auf etwas, das die Beta-Tester von Talkshow liebten: die Möglichkeit, Zuhörer als Gastsprecher in die Show zu holen. Und so entstand Clubhouse, das die beiden im März 2020 veröffentlichten.   

"Im Gegensatz zu unseren anderen Versuchen schien Clubhouse einen echten Nerv bei den Leuten zu treffen, und es hat sich in den letzten zehn Monaten schnell entwickelt – von einer kleinen Handvoll Beta-Tester zu einem vielfältigen und wachsenden Netzwerk von Communities”, schrieb Davison.   

Alpha Exploration, das Unternehmen hinter Clubhouse, erhielt eine Serie-A-Finanzierungsrunde von Andreessen Horowitz, einem der bekanntesten Wagniskapitalgeber im Silicon Valley. Die Investment-Firma wurde vom Netscape-Gründer  Marc Andreessen mitaufgebaut und hatte zuvor schon in Skype, Facebook, Twitter und AirBNB investiert. Der Deal umfasst 10 Mio. US-Dollar an Primärkapital und mindestens 2 Mio. US-Dollar an Sekundäranteilen, womit das Unternehmen mit oder knapp über 100 Mio. US-Dollar bewertet wurde – zu einem Zeitpunkt, als seine App nur 1500 Nutzer hatte und nicht einmal über den App-Store verfügbar war. Zusätzlich investierte Kortschak Investments eine unbekannte Summe.   

Im Januar 2021 erhielt Alpha Exploration schließlich eine zweite B-Finanzierungsrunde von Andreessen Horowitz im Wert von 100 Mio. US-Dollar, was die Bewertung des Unternehmens bei einer Milliarde US-Dollar anlegt. “Das Silicon Valley ist verrückt nach Clubhouse”, stellte der Sender CNBC fest. Schon fragen sich viele Internet-Nutzer, wo sie Aktien von Alpha Exploration kaufen können – doch ein Börsengang ist bisher nicht geplant.   

Es sieht so, als hätte ihre Serie von Fehlschlägen Davison und Seth zur Entwicklung einer App geführt, welche die Leben von vielen Menschen auf der ganzen Welt lange Zeit begleiten wird. Wie viele Nutzer Clubhouse zurzeit hat, ist nicht bekannt – sicher ist, aber dass ihre Zahl explosionsartig ansteigt. Die App-Analysefirma Sensor Tower gab an, dass Clubhouse bis zum 24. Januar 2021 weltweit 2,4 Millionen Mal in Apples App Store heruntergeladen wurde, wobei 1,3 Millionen dieser Downloads allein im Januar erfolgten.   

Und auch das Unternehmen von Davison und Seth wächst stark. Nach Angaben der Datenbank Crunchbase hat es bereits jetzt zwischen 100 und 250 Mitarbeiter – und es stellt weiter ein.  

Lust, die Gründer kennenzulernen? Jeden Sonntag um 18 Uhr MEZ veranstalten sie das sogenannte Town Hall Meeting in dem sie Fragen von Clubhouse-Nutzern beantworten.  

Bild von Benjamin Prüfer
Autor: Benjamin Prüfer

Weitere Artikel

 Clubhouse Glossar mit allen wichtigen Begriffen zur App

Clubhouse Glossar mit allen wichtigen Begriffen zur App

Nenn es "Glossar", "Wiki" oder "Lexikon" - hier sind alle wichtigen Begriffe aus Clubhouse!

Mehr Erfahren
 Clubhouse und der Datenschutz

Clubhouse und der Datenschutz

Clubhouse gehört derzeit zu den angesagtesten Apps in Deutschland – doch Datenschützer sind skeptisch. Wieso, erfährst du in diesem Artikel.

Mehr Erfahren
 Plattformstrategie: Deshalb muss Android draußen bleiben!

Plattformstrategie: Deshalb muss Android draußen bleiben!

Zwischen Fakten und Spekulationen: Was steckt bei Clubhouse wirklich hinter "iOS-only"?

Mehr Erfahren